Zwischen Hué und Hoi An...

... liegt der Wolkenpass, der Deo Hai Van. Er bildet mit knapp 500m Höhe die natürliche, geografische Grenze zwischen Nord- und Südvietnam. Seit dem Bau eines Verkehrstunnels durch den Berg ist die alte, kurvige Straße nur noch wenig von Autos befahren und zur Traumstrecke für Mopedfahrer geworden: natürlich auch für uns.

Doch zunächst kamen wir mit dem Nachtzug in Hué an. Am Bahnhof fiel die übliche Traube von Taxifahrern, Hotel- und Touranbietern über uns her. Ein Angebot war anders. Mr. Easy Rider persönlich und sein Kumpel bringen Gäste auf ihren gestylten Motorrädern nicht nur zum Hotel, sondern bieten Motorradtouren an, bei denen der Gast als Sozius mitfährt. Von ihrem Erfolg zeugte ein dickes Buch mit liebevoll geschriebenen Empfehlungen von Gästen aus aller Welt. Tolle Idee für diejenigen, die nicht selber fahren mögen. Wir waren zumindest mit einer stilechten Fahrt zum Hotel dabei. Also die Rucksäcke und wir rauf auf die Karren.

Hué, am Parfümfluss gelegen, war fast 150 Jahre die Hauptstadt Vietnams und Sitz der Kaiser der Nguyen-Dynastie. Die ließen sich etwas außerhalb der Stadt und schon zu ihren Lebzeiten Gräber oder besser gesagt Grabanlagen bauen, die eher den Charakter von Landschaftsgärten haben. Und natürlich wollte kein Kaiser mickriger erscheinen als sein Vorgänger. Also wurden mal eben mehrere Quadratkilometer Land in diese Grabstätten umgewandelt. Das Zentrum Hues bildet eine riesige Zitadelle und verbotene Stadt, die auch die Palastanlagen beherbergte. Doch viele der Gebäude fielen dem Vietnamkrieg zum Opfer. Vier Tage haben wir hier verbracht und es hätten auch noch mehr sein können, denn es gab viel zu sehen und trotz etlicher Touristen an den Sehenswürdigkeiten hat sich Hue den Charakter einer ganz "normalen" Stadt bewahrt.

Doch nicht nur die Kaiser ließen sich prunkvolle Begräbnisstätten errichten. Vietnam hat eine außergewöhnliche Bestattungskultur. Nach den Richtlinien von Feng Shui werden Familienschreine errichtet, die oft bunt bemalt oder mit kunstvollen Mosaiken verziert werden. Die größten unter ihnen können durchaus die Größe eines hiesigen Einfamilienhauses erreichen. An zwei Tagen fuhren wir kilometerweit durch diese Gräberstädte: Schreine soweit das Auge reichte, die uns immer wieder ein Anlass waren, anzuhalten.

So war es gut, dass wir eine Übernachtung in Danang geplant hatten, denn aufgrund unserer vielen Stopps erreichten wir den Wolkenpass erst mit Beginn der Dämmerung. Doch die Strecke und die Aussicht waren so klasse, dass wir den nächsten Morgen von Danang aus gleich noch einmal zurückfuhren.

Danang als Stadt ist zwar nicht schön, aber es liegt in einer wunderschönen Bucht. Und es gab noch etwas anderes, das den Aufenthalt dort gelohnt hat: echte Bratwurst mit Senf und Kartoffelsalat. Nach so vielen Monaten konnten wir uns das nicht entgehen lassen.

So gestärkt erreichten wir am Ende des Tages rechtzeitig zum Lampionfest die wunderschöne Altstadt von Hoi An und somit die letzte Station unserer Vietnamreise.